Schulgottesdienste gehören zu den Veranstaltungen, die das Schulleben auf besondere Art und Weise prägen. Sie gehören nicht zum Unterricht, sind aber häufig ein fester Bestandteil des Schullebens. Gefeiert werden sie an der spannenden Schnittstelle von Schule und Kirche und bei uns in einem besonders feierlichen Rahmen: in der Rupertuskirche. So war es auch am Ende der zweiten Schulwoche des neuen Schuljahres.

Einen besonderen Stellenwert haben dabei Einschulungs- und Entlassungsgottesdienste. Sie markieren die Eckpunkte des Schullebens in der Lebensbiographie des Menschen.

Gemeinsam mit Gemeindereferentin Brigitte Fuchs und Diakonin Harriet Tögel von Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Freilassing war Frau Ullrich diesmal für die Gestaltung des Gottesdienstes verantwortlich. Auch die Schulmusiker, Frau Alt und Frau Krahmer brachten sich ein. Zu Beginn der Feier präsentierte Frau Ullrich den Schülerinnen und Schülern einen bekannten Cartoon, auf dem Charlie Brown, der Held der US-amerikanischen Comicserie „Die Peanuts“, zu sehen war. Wenn er traurig, entmutigt, verzagt sei, stehe er immer mit hängendem Kopf, den Blick nach unten gerichtet, da, schildert Charlie hier seine Körperhaltung. „Das Verkehrteste, was du tun kannst, ist aufrecht und mit erhobenem Kopf dazustehen, weil du dich dann sofort besser fühlst“,  belehrt er mit selbstironischem Unterton seine erstaunte Schwester Sally.

„Eine veränderte Haltung verändert die Gefühlslage und die innere Haltung“, macht sich Frau Ullrich an die interpretatorische Auslegung des Comics. „Du hast es in der Hand, du kannst deinen Blickwinkel verändern, den Kopf heben und den Blick nach vorne richten“, ermuntert die Religionslehrerin die Schüler zu selbstbewusstem Auftreten. „Schließlich liegt es an dir, welche deiner Ziele Wirklichkeit werden.“

Wissenschaftler sprechen in diesem Zusammenhang von „Selbstwirksamkeit“, und meinen damit den Glauben an die eigenen Fähigkeiten. Unter dem Begriff Selbstwirksamkeit fasst die psychologische Forschung eine bestimmte Überzeugung, die in absolut jedem Kopf steckt und arbeitet. Die Überzeugung nämlich, dass wir das, was wir gerade tun wollen oder planen zu tun, auch wirklich tun können. Ohne dass wir es merken, beantwortet unsere Selbstwirksamkeit uns ständig die Frage "Schaffe ich das?" 

Von genau dieser Überzeugung in unserem Kopf hängt es ab, ob wir bei all dem, was wir tun, erfolgreich sind oder nicht. Und zwar viel mehr, als unser Erfolg von unseren tatsächlichen Fähigkeiten abhängt! Frau Ullrich hat bei ihrer Themenwahl gleich zu Beginn des Schuljahres einen Aspekt aufgegriffen, der für den schulischen Erfolg zentrale Bedeutung hat. 

Schulgottesdienste finden oft an besonderen Tagen statt, die entweder im Schuljahreslauf oder im Kirchenjahr eine besondere Bedeutung haben: Schuljahresanfang und -ende, Weihnachten, Ostern. Die Menschen erleben solche Tage oft mit gemischten Gefühlen. Freude und Sorgen, Hoffnungen und Ängste sind bei den einzelnen Mädchen und Jungen genauso wie bei den Erwachsenen unterschiedlich ausgeprägt.

Es ist bald ein halbes Jahrhundert her, dass der regelmäßige Besuch des Schulgottesdienstes noch fester Bestandteil des Schulalltags war. Im Hinblick auf das Angebot von Schulgottesdiensten gibt es in den heterogenen religionspädagogischen Landschaften Deutschlands deutliche Unterschiede. Das gilt auch für die einzelnen europäischen Länder.  In einigen Ländern, wie zum Beispiel Österreich, gibt es eine starke Schulgottesdienst-Tradition, in anderen wie im laizistischen Frankreich können zwar Gottesdienste im Rahmen von Schulseelsorge angeboten werden, sind aber nicht Teil des Schullebens. Daneben gibt es Länder wie die Schweiz, in denen sie zunehmend verschwinden, weil sie als unangemessen empfunden werden. In einem besonders von christlichen Traditionen geprägten Bundesland wie Bayern hat natürlich auch der Schulgottesdienst einen besonderen Stellenwert. Schließlich erscheint hier auch das Fach Religion im Zeugnis immer an erster Stelle. 

J. Vesper

Ich möchte noch ein Foto hinzufügen, das ich vom Chor aus gemacht habe:

 Christian Thoma