Die Montessori Pädagogik basiert auf den Grundsätzen von Maria Montessori, die 1907 in einem Apartmenthaus in Rom ihre erste Schule für Kinder aus Familien mit geringem Einkommen eröffnete. Die Schule hieß “Casa dei Bambini”, das Heim für Kinder.

Dieses erste „Casa“ war ausgestattet mit einem Lehrertisch, einem Herd, einer Tafel, einigen Stühlen, Gruppentischen für die Kinder. Und einem Schrank, der mit Materialien gefüllt war, die Montessori selbst entwickelt hatte. Die Pädagogin erstellte das Material, nachdem sie erkannte, dass Schüler komplexe Inhalte scheinbar besser verstehen, wenn sie sie mit allen Sinnen erlernen.
Montessori beobachtete bei den Kindern Phasen von tiefer Konzentration, sie wiederholten ein und dieselbe Lernaktivität mehrfach. Mit der Möglichkeit der freien Wahl zeigten Kinder mehr Interesse am praktischen Tun und an den Materialien als an normalem Spielzeug. Im Laufe der Zeit entwickelte sich spontane Selbstdisziplin. Heute würde man sagen, die Schüler waren beständig auf der Suche nach dem Flow, einem mentalen Zustand völliger Vertiefung, der als erstrebenswert gilt und als beglückend erlebt wird.
Montessori schlussfolgerte, dass die Kinder durch selbstständiges Arbeiten ein höheres Maß an Autonomie erreichten und zu selbstmotivierten Lernern würden. Sie begann, die Rolle des Lehrers als Lerncoach zu sehen: kein Lehrer, der auf sein autoritäres Rollenverständnis pocht, sondern ein Vermittler, der stets auf Augenhöhe mit seinen Schülern agiert.
Bald darauf reiste die Pädagogin mit Ihren Ideen durch die Welt, um freie Denker und Pädagogen aus aller Welt zu inspirieren. Die Erfinder Alexander Graham Bell und Thomas Edison wurden starke Befürworter ihrer Pädagogik. Zu den späteren Absolventen zählen Jimmy Wales von Wikipedia, der Autor Gabriel Garcia Marquez sowie die beiden Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin.
Heute steht der Begriff „Montessori“ mehr für eine Lernmethode als für eine Schule. Pädagogen auf der ganzen Welt profitieren von Montessoris Namen, ihren Einsichten und Materialien, um Kindergärten, Grundschulen, Programme für besondere Bedürfnisse oder sogar ganze Lehrpläne zu organisieren. Einige Eltern verwenden die Methode für ihre Erziehungsarbeit daheim. Viele Ansätze dieser fortschrittlichen Pädagogik haben auch in unser Kompassprojekt Eingang gefunden.

Johannes Vesper