„60 Jahre Élysée-Vertrag“ war das Medienereignis schlechthin in der vergangenen Woche. Nach der großen Feier am letzten Sonntag in Paris schlossen sich im Verlaufe der letzten Tage zahllose größere und kleinere Jubiläumsfestivitäten an. So servierten unsere Französischschüler ihren Mitschülern ausgewählte französische Spezialitäten aus Küche und Backstube.

Vor sechs Jahrzehnten, am 22. Januar 1963, wurde mit der Unterzeichnung des Vertrages das Fundament für die deutsch-französische Freundschaft gelegt. Deutschland und Frankreich verbindet eine wechselvolle gemeinsame Geschichte. Beide Länder gehörten 1957 zu den sechs Gründungsmitgliedern der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, kurz EWG genannt, dem Kern der heutigen EU. Auch die Kulturinstitute arbeiten eng zusammen. Der gemeinsame Fernsehsender arte ist seit 1991 ein herausragendes Beispiel der Medien-Kooperation beider Länder.
„Die französische Sprache hat auf der ganzen Welt ihren Platz“, so Französisch-Fachschaftsleiterin Gaby Ertl, die gemeinsam mit ihrem Team für einen abwechslungsreichen, lebendigen und praxisorientierten Fremdsprachenunterricht an unserer Schule steht.
Die „Sprache von Molière“, wie das Französische auch gern genannt wird, wird auf fünf Kontinenten in den unterschiedlichsten Formen, Ausdrücken und Akzenten gesprochen und erfindet sich immer wieder neu. Eine Weltsprache! 300 Millionen Menschen in 106 Ländern und Regionen sind frankophon. Und ihre sprachlichen Ausprägungen sind sehr vielfältig.
„Avoir un kick“, so bezeichnen französischsprachige Einwohner im kanadischen Quebec den Zustand des „Verknalltseins“. „Avoir un coup de soleil pour quelqu'un“, sagen die Haitianer, wenn sie sich „auf den ersten Blick verlieben“. Nigerianer und Senegalesen sprechen von „kaoter“, wenn jemandem der Kopf verdreht wird. „Chéri(e)-coco“ beschreibt das Gefühl beim Flirten an der Elfenbeinküste.
Wenn wir durch Frankreich oder in andere französischsprachige Länder reisen, stellen wir schnell fest, dass eine Vielzahl lexikalischer Besonderheiten, so genannte „Regionalismen“ oder frankophone Varianten, die Sprache bereichern. Jeder Sprecher passt sie nach Belieben an, je nach Identität, Erbe, seinen Bedürfnissen oder seiner Umgebung. Diese Vielfalt ist ein Garant für Vitalität, so die Sprachforscher.
Vielfältig und vital erleben auch die Schülerinnen und Schüler des Französischzweigs an unserer Schule ihren Fremdsprachenunterricht, der sich immer wieder aufs Neue unterschiedlichen Aktivitäten und Impulsen öffnet und Lernfelder erschließen lässt, die Neugierde wecken und nicht nur Sprachkenntnisse über stures Vokabelpauken, sondern auch historische und kulturelle Hintergründe vermitteln. Das französische Buffet jedenfalls war wieder ein voller Erfolg für die Schülerinnen und Schüler. A suivre: Fortsetzung folgt.

Johannes Vesper