Auch heuer haben die Mädels und Buben eifrig die Sammelbehälter im Schulgebäude mit Leergut befüllt. Die gesammelten Pfandflaschen erbrachten wieder ein erkleckliches Sümmchen. 400 Euro konnten Ende letzter Woche dem ambulanten Kinderhospiz in Rosenheim – Zentrum Südostoberbayern der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München – übergeben werden.
Als Andreas zum ersten Mal in seinem Rollstuhl ins neue Klassenzimmer an der weiterführenden Schule einfährt, hat er ein Strahlen im Gesicht. Er zeigt Lebensmut und Vorfreude auf den schulischen Neubeginn. Seine Mitschülerinnen und Mitschüler kennt er bereits seit vielen Jahren. Gemeinsam haben sie Kindergarten und Grundschule besucht.
Andreas litt unter Muskeldystrophie, eine unheilbare Erkrankung, die die Muskulatur des Körpers zusehends schwinden ließ. Gendefekte führen zu einem Mangel an bestimmten Eiweißen, die für den Muskelstoffwechsel notwendig sind. In der Folge baut sich das Muskelgewebe des Körpers allmählich ab. Charakteristische Symptome einer Muskeldystrophie sind die muskuläre Schwäche, der Muskelschwund und Atemprobleme.
Der Junge saß ständig im Rollstuhl und musste rund um die Uhr betreut werden. Im Alter von 14 Jahren verstarb Andreas an der Krankheit, zwei Jahre nach seinem Zwillingsbruder, der den gleichen Leidensweg beschritten hatte.
„In Deutschland sind laut Bundesverband Kinderhospiz e.V. rund 50.000 Familien von einer Diagnose für ihr Kind betroffen, die keine Aussicht auf Heilung oder Genesung verspricht“, so Magdalena Mayer, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im ambulanten Kinderhospiz in Rosenheim. Aufgrund des wachsenden Bedarfs an Betreuungskapazitäten von Familien mit schwersterkrankten Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern wurde die Einrichtung 2018 ins Leben gerufen. Sie steht in Trägerschaft der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München.
„Für die Familien von lebensbedrohlich erkrankten Kindern bricht eine Welt zusammen, wenn sie die Diagnose erfahren“, so Mayer. Häufig seien sie erstmal vollkommen hilf – und ratlos. „Man darf die Familien in diesen extrem belastenden Situationen nicht alleine lassen“, so die junge Frau, die am idyllischen Simssee beheimatet ist. Unter solchen Umständen seien Kinderhospizeinrichtungen ein alternativloser Rettungsanker in größter Not.
„Unser Team besteht unter anderem aus Kinderpflegefachkräften, Psychotherapeuten und sozialpädagogischen Fachkräften“, so die Rosenheimer Palliativmitarbeiterin. Auch therapeutisches Fachpersonal, Seelsorger und Pflegeberater gehören dazu. Schließlich kämen zahlreiche ehrenamtliche Helfer zum Einsatz. „Als Vorbereitung auf die Tätigkeit als Familienbegleiter bieten wir in diesem Herbst wieder eine Schulung an, die ganz auf dieses Ehrenamt ausgerichtet ist. Über Unterstützung freuen wir uns hier in ganz Südostoberbayern.“
„Kommt ein Kind aus einem stationären Aufenthalt zurück nach Hause, greift unsere Sozialmedizinische Nachsorge, die sich darum kümmert, Krankenhausaufenthalte zu verkürzen oder weiterhin zu vermeiden, die weitere ambulante Behandlung sicherzustellen und den Übergang ins häusliche Umfeld für alle Beteiligten zufriedenstellend und angenehm zu gestalten“, so die PR-Mitarbeiterin. Natürlich sei man für jede Spende dankbar. Denn zu über 70 Prozent finanziere man sich durch Spenden, so Magdalena Mayer. Umso mehr freut sich das ambulante Kinderhospiz in Rosenheim über die Pfandspende der Realschule im Rupertiwinkel.
Federführend hinsichtlich der Aktion ist derzeit Frau Angerer, die von Frau Seeor unterstützt wird. Auf dem Foto des Weiteren zu sehen sind Schulleiterin Frau Langenfelder und Frau Mayer vom ambulanten Kinderhospiz in Rosenheim.
Johannes Vesper